Wahrnehmung
Johannes J. Dittloff lässt die Kamera „zu Bild“ kommen, um den Fokus auf ein Stück Kiel zu richten, das in der Öffentlichkeit nicht auf diese besondere Weise wahrgenommen wird.
Wahrnehmung schafft Realität, die persönliche Realität jedes einzelnen, jeder einzelnen von uns. Unser Handeln orientiert sich nicht daran, wie die Welt ist, sondern daran, wie wir sie wahrnehmen, sie sehen.
Die Hoffnung, dass wir die Welt objektiv wahrnehmen könnten, hat der griechische Philosoph Sokrates schon vor mehr als 2400 Jahren zunichte gemacht, als er feststellte, dass die Wahrheit dem menschlichen Erkenntnisvermögen prinzipiell unzugänglich sei. Wissenschaftler sagen, unsere Welt sei eine einzige grandiose Illusion, konstruiert aus einer Vielzahl einzelner subjektiver Wahrnehmungen.
Als Sie, liebe Leserin und lieber Leser, die aktuelle Ausgabe der „Kieler Nachrichten“ aufgeschlagen haben, welche Meldung stand ganz oben auf Seite 2? Sie wissen es nicht? Sie haben also geschaut ohne zu sehen. Das passiert jedem von uns viele Male am Tag: wir nehmen Dinge nur wahr, wenn wir bewusst unsere Aufmerksamkeit darauf richten. Bewusst unsere Aufmerksamkeit lenken auf etwas, was uns bisher vielleicht verborgen geblieben ist, das will Johannes J. Dittloff mit seinem etwas anderen Fotoband über unsere Landeshauptstadt. Der Künstler möchte uns „an die Hand nehmen“ und uns Dinge zeigen, die er entdeckt hat und die wir so bisher nicht wahrgenommen haben. Er nimmt damit Einfluss auf unsere Realität und verändert dadurch – vielleicht – auch unser Handeln, auf welche Art auch immer. Meine persönliche Entdeckungsreise hat schon begonnen und ich spüre die Wirkung von Mal zu Mal intensiver.
Kiel, 11. Mai 2007 Annette L. Grass / Staatskanzlei /
Faszination
Johannes Dittloffs Kieler Fotos der etwas anderen Art haben mich fasziniert! Ich habe etwas entdeckt, was es vorher für mich nicht gab, was in meinen Augen nicht existierte. In annähernd 90 Abbildungen zeigt der Künstler Aspekte der Landeshauptstadt, die vielen von uns bisher verborgen waren. Als ich die Fotografien zum ersten Mal betrachtete, habe ich nicht nur einmal erstaunt gefragt „Wo ist das? Das soll in Kiel sein?“ Die hilfreiche künstlerische Hand lenkte mich dorthin, wo die reizvollen Dinge zu entdecken sind, die, die unter der Oberfläche im Verborgenen schlummern und eine Stimmung vermitteln, die mich jedes Mal wieder von neuem so einnimmt, dass ich fast das Atmen vergesse.
Ich sehe den Rathausturm, mal dick, mal dünn, mal schräg und mal verschwommen in einem Meer von Rücklichtern vorüber fahrender Autos, mal aus dem Inneren der Ostseehalle heraus und merkwürdig gestreckt. Ich sehe die mittlerweile Geschichte gewordene Überdachung der Gleisanlagen des Kieler Hauptbahnhofs und die eigenartig verdrehte Konstruktion der Uhr im Sophienhof, bizarre Spiegelungen von Bäumen an einem künstlerischen Objekt vor der HSH Nordbank und ein Stück weiter Containerschiffe, die sich der Holtenauer Schleuse nähern. Nie war der Nord-Ostsee-Kanal so breit wie heute! Mein Blick wird aber ebenso gelenkt auf merkwürdig verformte Einkaufswagen, halb im Wasser, und Piktogramme von Fahrrädern und Fußgängern. Nichts Typisches für die Landeshauptstadt Kiel, aber dennoch wichtiger Mosaikstein der atmosphärischen Strömungen in der Stadt. Johannes J. Dittloff zeigt ein ausgeprägtes Gespür für visuelle Besonderheiten und führt uns mit seinem Fotoband ein in seine subjektiven, ganz persönlichen Bildwelten! Ich möchte Sie Liebe Leserin, lieber Leser, anregen, sich dieser Führung hinzugeben. Sie wird für Sie zu einem Erlebnis der ganz besonderen Art werden. Ich bin ganz sicher, Sie werden ganz individuelle Empfindungen dabei haben und die Bilder auf Ihre eigene, ganz persönliche Art deuten.
Kiel, 11. Mai 2007 Annette L. Grass / Staatskanzlei /